Die Insel Jerejak könnt ihr vor der Ostküste der Insel Penang, in Malaysia finden. In der Landessprache nennt man sie übrigens Pulau Jerejak. Wenn ihr über die berühmte Penang Bridge fährt, könnt ihr einen Blick auf Pulau Jerejak werfen. Jeder hier kennt diese Insel, jedoch die wenigsten der Einheimischen waren schon dort. Einer der Gründe, könnten die vielen düsteren Geistergeschichten sein, welche über Jerejak erzählt werden. Auf der Insel sind viele Menschen gestorben und es wird gemunkelt, dass deren Seelen bis heute keinen Frieden finden können.
Diese wunderschöne tropische Insel hat aber weitaus mehr zu bieten, als schaurige Gruselgeschichten. Neben einer langen und ereignisreichen Vergangenheit, findet man hier auch noch unberührten Dschungel. Im Laufe der Zeit gab es hier eine Quarantänestation, Krankenhäuser, ein Hochsicherheitsgefängnis und eine Kirche. Viele dieser Gebäude aus alten Zeiten, hat sich der Urwald wieder zurückgeholt. Und all das macht diese Insel so besonders. Noch heute findet man die verwachsenen Ruinen aus der Vergangenheit inmitten von friedlicher Natur.

Die Geschichte von Pulau Jerejak
Wir werden uns auf die Spurensuche der Vergangenheit von Jerejak begeben und durch den Dschungel wandern. Doch bevor wir unsere Wanderung beginnen, möchte ich euch kurz etwas über die Geschichte der Insel erzählen.
Vom Alcatraz Malaysias zur Öko-Touristendestination
- Im Jahr 1872 wurde auf Jerejak ein Lepra-Krankenhaus eröffnet. Mit der Zeit kamen immer mehr Menschen, die unter dieser Krankheit litten, auf die Insel. Kurz darauf wurde auch ein Quarantänelager für neu ankommende Einwanderer gebaut. Viele der Einwanderer brachten Krankheiten aus ihrer Heimat oder von der langen Schiffsfahrt mit. Deshalb mussten sie sich dort auf Herz und Niere untersuchen lassen. Nur gesunde Leute durften danach weiter auf die Insel Penang reisen.
- Bis 1911 wurden insgesamt 134.957 Menschen auf der Insel unter Quarantäne gestellt. Im gleichen Jahr wurde das Lager, aufgrund zu vieler Menschen, in einen anderen Teil Malaysias verlegt.
- 1921 wurde das sogenannte Eurasian Camp und vier weitere Camps am West- und Ostufer der Insel errichtet. Später baute man auf der Westseite weitere Camps mit kleinen Hütten für jeweils drei bis vier Personen. Die Bewohner dieser Hütten (Leprakranke) hatten einen eigenen Garten und durften einheimische Tiere halten.
- Im Jahr 1930 eröffnete auf Jerejak ein Gefängnis, welches lange Zeit als „das Alcatraz von Malaysia“ bekannt war.
- Nach dem 2. Weltkrieg änderte sich auf der Insel so einiges. In der Nachkriegszeit gab es in Malaysia weit verbreitete Fälle von Tuberkulose. Aus diesem Grund wurden drei der Camps zu einem Tuberkulose-Krankenhaus umfunktioniert. 1969 schlossen die Krankenhäuser auf Jerejak, da viele der Patienten mit den neu entwickelten Antibiotika geheilt werden konnten.
- 1972 wurde das originale Lepra-Krankenhaus am Ostufer der Insel abgerissen. Seinen Platz nahm stattdessen eine Schiffswerft ein.
- 1993 schloss letztendlich auch das Gefängnis und die Insel geriet in Vergessenheit.
- Im Jahr 2004 öffnete das Pulau Jerejak Resort & Spa seine Pforten. Wo einst die Leprakolonie angesiedelt war, befindet sich heute ein modernes Öko-Resort.

Mit dem Boot nach Pulau Jerejak
Die Insel Jerejak liegt nur 10 Bootsminuten von der Insel Penang entfernt. In unserem Fall fuhren wir mit einem Boot eines lokalen Fischers auf die Insel. Der Anlegesteg dieser kleinen Boote befindet sich unmittelbar nach dem Restoran Nelayan Seri Jerejak. Wenn ihr persönlich zu den Fischern geht und fragt, gibt es sicher eine Möglichkeit, auf die Insel Jerejak zu kommen. Mehr kann ich euch dazu leider nicht sagen, denn die Bootsfahrt wurde von unserem Guide organisiert.
Eine weitere Möglichkeit die Insel zu erreichen ist die Fahrt mit der kleinen Fähre zum Jerejak Island Resort. Diese fährt vom sogenannten Jerejak Resort Jetty in Bayan Lepas weg.

Wandern auf der Insel Jerejak
An einem wunderschönen Samstagmorgen im August war es dann endlich soweit. Wir trafen uns mit dem Wanderführer, ein paar Freunden und anderen Wanderlustigen an einer kleinen Bootsanlegestelle. Das Abenteuer einer geführten Wanderung auf der tropischen und geschichtsträchtigen Insel Jerejak konnte beginnen.
Noch bevor wir in das Boot stiegen, erzählte uns Peter, unser Guide, wissenswertes über die Tiere und Pflanzen der Insel. Es war durchaus möglich, meinte er, dass wir giftigen Schlange oder anderen wilden Tieren begegnen könnten.
Mit dem Boot fuhren wir vorbei an der Second Penang Bridge zum Ostufer der Insel Jerejak. Gleich zu Beginn unserer Wanderung trafen wir auf ein russisches Kriegsdenkmal. Dieses befand sich nur wenige Meter vom Strand, an dem wir angekommen waren, entfernt. Das Denkmal war zu Ehren zweier russischer Seeleute errichtet worden. Sie wurden getötet, als ihr Schiff Zhemchug 1914 bei einem Angriff des deutschen Kriegsschiffs SMS Emden, versenkt worden war. Doch diese Seemänner sind bis heute nicht vergessen. Einmal in Jahr, findet nämlich ihnen zu Ehren ein Gedenkgottesdienst direkt bei diesem Denkmal statt.

Unser Weg führte weiter in den Dschungel. Peter, unser Guide, zeigte uns eine Stelle im Wald, an der sich die Überreste eines alten Brunnensystems befanden. Begeistert erzählte er uns, wie diese Brunnen früher tausende von Menschen mit Wasser versorgten. Später brachte er uns auch zu dem dazugehörigen Wasserreservoir.

Wir waren eine überschauliche Gruppe aus zehn Personen, umgeben von wilder Natur. Der Dschungel zeigte sich in seiner vollen Pracht mit all seinen Farben, Formen und Gerüchen. Trotz des Insektenschutzmittels, waren wir für die Moskitos leichte Beute. Doch das konnte uns nicht davon abhalten, diese wunderschöne Umgebung zu bewundern.
Das Alcatraz von Malaysia
Nachdem wir eine Weile durch den Dschungel gewandert waren, konnte ich in der Ferne eine Gebäudewand erkennen. Aufgeregt gingen wir weiter, um diese Ruine aus der Nähe betrachten zu können. Es handelte sich um einen Teil des Gefängnisses, das sich einst auf der Insel befand. Dieses britische Gefängnis wurde 1930 mit zwölf Zellen errichtet. Lange war es als „das Alcatraz von Malaysia“ bekannt. Wir konnten sogar noch das Wachhaus erkennen, welches ein wenig abseits stand.


Es ist wirklich erstaunlich, wie sich die Natur ihren Lebensraum wieder zurückholt. Der Dschungel hatte die Ruine bereits völlig integriert und es wuchsen Bäume auf und zwischen den Gemäuern. Wir konnten uns nur schwer vorzustellen, dass hier früher Menschen, jahrzehntelang in diesen Zellen, ihre Strafen aussitzen mussten. Heute sind die einzigen Zellenbewohnern ein paar Fledermäuse und viele Spinnen.
Gleich angrenzend an das Gefängnis bzw. dessen Überresten, entdeckten wir das Grab von Madam Tye Kheng Sooi. Sie war eine Krankenschwester, die einst hier auf der Insel im Lepra-Krankenhaus gearbeitet hatte.

Das Eurasian Camp
Der Weg führte weiter entlang des Ostufers der Insel Jerejak, zu einer weiteren Ruine. Diese war schon ziemlich in die Jahre gekommen und die einzelnen Mauern standen motivationslos mitten im Urwald. Es war schwer vorstellbar, dass dies einst ein Lager für die gehobene Gesellschaft war. Das sogenannte Eurasien Camp baute man für Eurasier und gebildete Menschen. Im Vergleich zu den anderen Lagern hatten die Menschen hier eigene Zimmer und viel mehr Privatsphäre. Von 1946 bis 1969 wurde das Camp dann als Personalwohnheim, für die Bediensteten des Tuberkulose-Krankenhauses genutzt. Darüber hinaus bauten die Menschen hier zur gleichen Zeit auch eine Schule.

Auf unserer Wanderung kamen wir an sehr vielen Gräbern vorbei. Pulau Jerejak ist einer der wenigen Orte, an denen Menschen mit unterschiedlichem Glauben, an der gleichen Stelle begraben sind. Die vielen Krankheiten die auf dieser Insel wohnten, brachten unzählige Todesfälle mit sich. Noch heute kann man die Überreste einiger Gräber im Dschungel entdecken. Selbst wenn die Inschriften teilweise unleserlich sind, weisen die verschiedenen Grabsteine auf den Glauben der Verstorbenen hin. Die christlichen Gräber sind mit einem Kreuz versehen, während die buddhistischen eher ein niedriger und abgerundeter Grabstein kennzeichnet. Auf den muslimischen Gräbern befindet sich ein Grabstein, der am ehesten an die Form eines Spielkegels erinnert. Drüber hinaus gibt auf Jerejak auch hinduistische Ruhestätten. Diese findet man aber nur auf der Westseite der Insel und deswegen sahen wir keine davon.
Die Lepra-Asyl-Kirche
Vorbei an den Gräbern ging unser Weg weiter dem Ostufer entlang. Vom Weg aus konnten wir die Fischfarmen sehen, welche sich in Sichtweite vom Strand im Meer befanden. Kurze Zeit später, erreichten wir mein persönliches Highlight unserer Wanderung – eine über 150 Jahre alte Kirche. Diese römisch-katholische Kirche wurde 1869, in der Nähe des damaligen Lepra-Krankenhauses, errichtet. Das ist übrigens auch der Grund, warum sie unter anderem als Lepra-Asyl-Kirche bekannt ist. Sie ist das älteste, großteils erhaltene Gebäude auf dieser Insel. Wir entdeckten ein buntes, noch gut erhaltenes, rundes Bild, welches in die Wand eingearbeitet wurde. Die gotischen Spitzbögen sind bis heute noch sehr gut erhalten. All das, ließ uns erahnen, welchen Glanz, dieses prächtige Gebäude einst besessen haben musste.


An einer Ecke des Bauwerkes war die Kirchenmauer bereits mit einem Baum verwachsen. Das war für mich ein wahres Zeichen für den Einklang zwischen dieser Kirche und der Natur. Weder die Mauer noch der Baum würden ohne einander standhaft bleiben können.

Wir machten es uns am Boden des ehemaligen Kirchenhofes bequem und stärkten uns ein wenig. Für unsere Gruppe, war dies der perfekte Ort, um eine kleine Pause einzulegen.
Die Schiffswerft – Willkommen in der Gegenwart
Gleich neben der Kirche, wo sich früher das Lepra-Krankenhaus befand, befindet sich heute eine Schiffswerft. Im Wald, hinter dieser Werft, entdeckten wir einen einsamen Obelisken. Darauf waren chinesische Zeichen eingraviert. Wie wir später erfuhren, handelte es sich hierbei um einen Sammelgedenkstein.
Die Inschrift bedeutet übersetzt: Das ist eine Denkmalkonstruktion für die vielen Gräber, die zu Unrecht zerstört wurden. Es wird nämlich vermutet, dass sich viele Gräber der Leprakranken, heute noch unter der Schiffswerft befinden. Der Anblick dieses Sammelgedenksteines machte mich ein wenig nachdenklich. Die Vorstellung, dass die Angehörigen dieser Verstorbenen, sich mit einem Sammelgrabstein zufrieden geben müssen, macht mich traurig. Darüber hinaus steht dieser lieblos hinter dem Werftgebäude und ist umgeben von Müll und alten Ölfässern.

Mit dem Boot geht’s wieder zurück nach Penang
Dem Ufer entlang, ging es wieder zurück zum Strand, an dem das Boot bereits auf uns wartete. Die Wanderung auf der Insel Jerejak, dauerte gute 3 Stunden. Es ging abwechselnd bergauf und bergab und der Weg führte uns hin und wieder über Wurzeln und Steine. Im Großen und Ganzen war es ein sehr schöner Pfad durch den Dschungel.
Das solltet ihr unbedingt mitbringen!
Viel trinken! Nehmt ausreichend Wasser mit, die Temperaturen und die Luftfeuchtigkeit im Dschungel sind hoch. Wir hatten auch einen Apfel und einen Müsliriegel mit und waren sehr froh darüber.
Wenn ihr nicht die Hauptpeise der Moskitos werden wollt, dann solltet ihr Insektenschutzmittel dabei haben.
Peter unser Guide riet uns, eine lange Hose und ein langärmliges Oberteil zu tragen. Es sollte aber jeder selbst entscheiden, was er tragen will und was für ihn bequem ist. Wir trugen, wie immer, kurze Hosen und T-Shirts.
Auf alle Fälle rate ich euch ein festes Schuhwerk anzuziehen und eine Kopfbedeckung mitzunehmen.

Wie hat uns Pulau Jerejak gefallen?
Diese Insel ist wirklich einzigartig und zog uns von Anfang an in ihren Bann. Die alten Ruinen, die an vergangene Zeiten erinnern, regen einem zum Nachdenken an. Wir finden es sehr schön, dass es noch Orte, wie diesen gibt, an denen man noch so etwas finden kann. Leider werden heutzutage, viel zu leichtsinnig alte Gebäude abgerissen und Grundstücke an die Industrie verkauft.
Wenn ihr jemals auf Penang seid, dann solltet ihr die Chance unbedingt ergreifen und Jerejak besuchen. Am besten, ihr begebt euch mit einem sachkundigen Führer auf diese einmalige Entdeckungsreise. Denn wer weiß, wie lange es noch solche Schätze aus vergangenen Zeiten, außerhalb eines Museums zu bewundern gibt?
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